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News aus dem Fachjournal "Der Wirtschaftstreuhänder"

Das WT-Fachjournal ist wahrscheinlich das wichtigste Magazin für Wirtschaftreuhänder und Steuerberater in Österreich. Es erscheint fünf Mal im Jahr – herausgegeben von VWT, der Vereinigung Österreichischer Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. Anerkannte Fachleute schreiben über neue Entwicklungen und Problemstellungen aus der Branche.

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Was sich ein Wirtschaftsprüfer von der erneuerten Politik der KSW nach der Wahl erwarten darf

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Berufskolleginnen und -kollegen!

Bekanntlich waren die letzten dreizehn Jahre davon geprägt, dass die gemeinsame Kammer der Wirtschaftstreuhänder (auch mögliche Bezeichnung: Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer) von einem Steuerberater-Präsidenten geführt wurde.

Ich habe zumindest in den letzten fünf Jahren in meinen WP-Leitartikeln immer darauf hingewiesen, dass sich naturgemäß eine von einem Steuerberater geführte Kammer natürlich zunächst den Anliegen der Steuerberater zuwendet, und die Anliegen der Wirtschaftsprüfer nicht vorrangig behandelt werden.

Diese wurden vielmehr in die Hände von Vizepräsidenten bzw. Berufsgruppenobmännern gelegt, was eine andere Ausbildung, Imagewirkung nach außen und Befindlichkeit mit den Anliegen der Wirtschaftsprüfer zur Folge hatte!

OBJEKTIV WAHR IST DIE MANGELNDE VERTRETUNG DER WP

Meine Kritikpunkte reichten u.a. von der Warnung zu „Wirtschaftsprüfer light“, über die mangelnde und unzulängliche Imagekampagne für Wirtschaftsprüfer in der Öffentlichkeit bis hin – und das ist vor allem augenscheinlich gewesen – zu mangelndem Interesse an der Vertretung des Berufsstandes der Wirtschaftsprüfer nach außen hin!

DAS ALLES MUSS ANDERS WERDEN!

Ich erwarte mir vom neuen Kammerpräsidenten zunächst auch die Zugehörigkeit zu der Berufsgruppe der Wirtschaftsprüfer! Somit wird in dieser Persönlichkeit neben den Notwendigkeiten für den Steuerberater auch das Anliegen der Wirtschaftsprüfer gefördert werden müssen, um in Zukunft eine sachgerechte Nachfolgepolitik genauso wie eine sachgerechte Interessensvertretung bei diversen Gesetzesverhandlungen als auch eine Neuordnung des Haftungsrechtes bei Abschlussprüfungen zu gewährleisten.

DIESES DILEMMA DARF KEIN DAUERZUSTAND BLEIBEN

Vergleicht man den Stand an physischen Mitgliedern von Wirtschaftsprüfern mit Jahresbeginn 2019 zum Jahresende 2019, so ist eine Zunahme von 29 Personen zu verzeichnen oder aber 1,5 Prozent.

Diese Zunahme an Wirtschaftsprüfern von 1.958 auf 1.987 hält in keiner Weise einem Vergleich mit Wirtschaftswachstum etc. in diesem Beobachtungszeitraum stand!

Das Dilemma fängt bereits mit dem Zugang zur Berufsanwärterschaft an und dauert ungebrochen bis zu den vielfältigsten Erscheinungen an Prüfungswiederholungen etc. fort.

Von der neuen Kammerführung erwarte ich aber auch ein Erneuerungswirken hinsichtlich der Einschränkung der überbordenden Regulatorien, die sich in mannigfaltigen Bereichen der Ausübung des Berufs des Wirtschaftsprüfers entgegenstellen!

Es wäre zu einfach, diese Entwicklung ausschließlich dem Einfluss der Europäischen Union zuzuschreiben! Vielmehr ist Österreich immer noch ein Land des Gold Plating – hier kann eine kompetente Kammerführung in unseren zuständigen Ministerien, nämlich Wirtschaftsministerium, Finanzministerium und Justizministerium, wirksam dagegenhalten!

Dieses Dagegenhalten ist in den letzten Jahren von mir schmerzlich vermisst worden, weil es nicht vorhanden war!

Diese meine Vorwürfe treffen nicht nur die Kammerführung, allen voran den Berufsgruppenobmann, als auch die Funktionäre des IWP, die nur alle allzu gern solche politischen Entscheidungen und Einflussnahmen anderen, meist Vertretern der größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften überlassen haben und dabei die Anliegen der kleineren BerufskollegInnen übersehen haben!

SCHLUSS MIT DER ARROGANZ DER MÄCHTIGEN!

Die Arroganz der Mächtigen war deutlich erkennbar und spürbar! Diese Arroganz war nur deshalb möglich, weil eine faire und sachliche Kammerpolitik für den Wirtschaftsprüfer eben nicht vorhanden war!

Die geneigten Leser und Wähler werden verstehen, dass ich hier nicht die einzelnen Themen meiner vorangegangenen vieljährigen Leitartikel wiederholen möchte! Wenn Sie sie gelesen haben, werden Sie wissen, wovon ich spreche. Für Sie wird mein Bedauern verständlich sein! Wenn Sie sie aber nicht gelesen haben, so wird eine Wiederholung auch nicht wirklich hilfreich sein!

MEIN WUNSCH FÜR DIE KAMMERARBEIT:
ZUKUNFTS-, SACH-, INHALTSORIENTIERTHEIT

Die neue Kammerführung muss im Hinblick auf den Berufsstand der Wirtschaftsprüfer zukunftsorientiert, sachorientiert, sorgfältig ausgewogen, vor allem aber inhaltsbezogen handeln, damit der Wirtschaftsprüfer wieder zu dem werden kann, was er einmal war, nämlich ein Gesprächspartner auf Augenhöhe für Aufsichtsratsvorsitzende, Vorstände, Politiker der ersten Riege, und nicht nur Befehlsempfänger!

Dazu gehört auch eine entsprechend wirksame Honorarpolitik und Deutlichmachung des Nutzens der Wirtschaftsprüfung! Die zu Ende gehenden Legislaturperioden der letzten dreizehn Jahre haben die schmerzliche Erkenntnis gebracht, dass sich der KSW-Präsident gänzlich zurückgehalten hat, wenn es um die Schaffung von vernünftigen Grundlagen für eine Honorarpolitik der Abschlussprüfung gegangen ist.

Die Folgen waren belächelnswerte Honorarvereinbarungen, die die Geprüften bzw. deren Repräsentanten nur mehr lächerlich empfanden und nicht mehr ernst genommen haben.

Deswegen hat auch die Achtung vor dem Berufsstand der Wirtschaftsprüfer durch die Organe der geprüften Gesellschaften in den letzten Jahren merklich abgenommen!

MEIN WUNSCH FÜR UNSEREN BERUFSSTAND:
WIRTSCHAFTSPRÜFER IN DIE ERSTE REIHE!

Voraussetzung für die neue Imagebildung des Wirtschaftsprüfers wird sein, dass dieser Berufsstand in allen seinen anvertrauten Gebieten erstklassig ausgebildet, von hoher Kompetenz, entsprechend verständnisvoll als Generalist seine Mandanten beeindrucken kann, und es nicht notwendig sein wird, zu fachlichen Besprechungen sogenannte Spezialisten ohne Berufsbefugnis „mitzunehmen“, die dann in die Gespräche mit den Geprüften dergestalt eingebunden sind, dass immer mehr die „Spezialisten“ das Wort reden, und der verantwortliche Wirtschaftsprüfer schweigend daneben sitzen bleibt.

Diese Dilemmas sind nach meinem Dafürhalten zu beseitigen.

Nur durch diese Beseitigung wird es gelingen, das Image des Wirtschaftsprüfers wieder entsprechend anzuheben, seiner Persönlichkeit entsprechend Nachdruck und Wirkung zu verleihen!

Dieses wünsche ich mir als Wirtschaftsprüfer von der neuen Kammerführung!

Ihr Alfred Brogyányi

 

Mag. Dr. Alfred Brogyányi
Geschäftsführer der VWT GmbH,
Ehrenpräsident VWT

Ausgabe WT 2020-01

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